ZUR ARBEIT

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Durch skulpturale Handlungen an Fotoabzügen setze ich mich mit dem Motiv auseinander und gleichzeitig mit dem Medium.

Daraus entstehen Bilder, Objekte, Installationen, Videos, die neue Vorstellungen über das Augenscheinliche ebenso wie über Fotografie ermöglichen.


Arbeitsbeschreibung


Grundlage der Arbeiten sind unzählige Aufnahmen.
Motive: Die sichtbaren Oberflächen von Orten, Räumen, Fundstücken oder Personen.
Ich fotografiere oder filme diese Objekte, als würde ich sie mit der Kamera scannen, zerlegen und analysieren. So werde ich ihrer habhaft. Das erfolgt teils systematisch, teils nach bildgestalterischen Kriterien, teils unter Einbeziehung des Zufalls. Das Resultat ist eine Masse von Bildern. Es sind oft Serien von Close-Ups, vergleichbar mit Filmsequenzen.


Weitere Arbeitsschritte mit den Bildern folgen: Neu Zusammensetzen, Aneinanderreihen, Stapeln, Spiegeln, Kombinieren mit anderen Materialien, v. a. Klebebändern. Häufig wird die Fotoschicht vom Trägermaterial getrennt, das heißt, Fotos werden „gehäutet“. 
Diese physischen Eingriffe stehen in direktem Bezug zum Motiv. Ich benutze Papierabzüge als Ersatzobjekte des Abgebildeten, ähnlich wie im Voodoo-Kult oder als wäre das Realitätsversprechen der Fotografie wörtlich zu verstehen. Beispielsweise wird nicht ein reales Tuch gewaschen und gebügelt, sondern sein fotografisches Abbild. Dadurch mutiert die Fotografie zu etwas Dreidimensionalem, z. B. zu einem Relief, einer Montage oder einer verformbaren Skulptur. 
Teile bestehender Arbeiten werden dann erneut aufgenommen und als Elemente für neue Projekte benutzt. Diese Arbeitsweise vergleiche ich mit dem Wachstum von Pilzmyzelen, mit Erinnerungsvorgängen oder Träumen. 


Bei meinen partizipativen Projekten dient die Fotografie zur Dokumentation einer Sozialrecherche über die unterschiedliche Durchlässigkeit der Wirklichkeitsblasen von Individuen. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit „Buddhas and guns“, bei der ich mit der Kamera um Einlass in private Wohnungen bitte.


Fotografie ist in meinen Arbeiten Motiv und Material gleichermaßen. Sie ist mein Mittel, um dem Zweifel Ausdruck zu verleihen, was Bild ist und was Wirklichkeit, und zu untersuchen, wie sich beide Bereiche zueinander verhalten.



Gehäutetes Fotopapier, 2021
70 x 50 cm
Foto © Eva Schmeckenbecher